Um die Wende zum 19. Jahrhundert wurde, wie in ganz Westfalen, auch unsere Gegend von Räuberbanden heimgesucht. Eine dieser Banden, die unter dem Kommando des gefürchteten "Fetzer" stand, fiel im Jahre 1801 auch in die Grafschaft Limburg ein.

Der Anschlag galt dem einsam gelegenen Hof Halstenberg bei Ergste.

Schon einmal war dieser Überfall geplant gewesen und "Fetzer" hatte seine Leute an die Ruhrbrücke bei Villigst bestellt. 15 Mann erschienen, liederliches Gesindel, das als die Sache losgehen sollte zum größten Teil verschwunden war.

In der Nach vom 16. auf den 17 Juli 1801 erschien der "Fetzter" abermals, hoch zu Ross, umgeben von seinen ebenfalls berittenen Raubgesellen, um den geplanten Überfall durchzuführen.

Gegen Mitternacht erreichten die Räuber den Hof Halstenberg, und wie gewöhnlich, so wurde auch hier die Tür mit einem Rennbaum zertrümmert. Dann drangen die Raubgesellen in das Haus ein um zu plündern.

Die Beute betrug 1.000 Lievres, für damalige Verhältnisse eine ungeheure Summe, von der eine mehrköpfige Familie mindestens 2 Jahre leben konnte. Damit waren die Räuber aber nicht zufrieden, sie wollten mehr und misshandelten die Hausbewohner. Vor dem Kriminalgericht in Altena gaben sie später zu, "9 Personen gebunden zu haben, während es Dreien gelang aus dem Fenster zu springen und in Ergste die Glocken zu ziehen". Dadurch wurden die Räuber am vollständigen Ausplündern des Hofes gehindert, aber es gelang ihnen doch ausser dem Bargeld Kleider und Gewehre fortzuschleppen.

 

Warum wurde ausgerechnet Halstenberg, dieser abgelegene Hof überfallen?

Für einen Bauernhof war sehr viel Bargeld erbeutet worden, was auf einem Hof auch dieser Grösse nicht selbstverständlich war. Der Hof hatte, wie viele Höfe heute, schon damals ein 2. Standbein, es wurde in großem Umfang Köhlerei betrieben und die Holzkohle in der Umgegend an die Reidemeister, wie Hermann Spannagel, Kaspar Brünninghaus, Post zu Wehringhausen u.a., verkauft. Im Jahre 1770 waren es z.B. 113 Karren Holzkohle. Das auf diesem Wege eine Menge Bargeld in das Haus kam muß die Bande in Erfahrung gebracht haben. Halstenberg wurde gut ausgekundschaftet und sicher wurde auch der Rennbaum schon versteckt, denn die Bande hat ihn bestimmt nicht in der Nacht des Überfalls gefällt.

Wer war der "Fetzer"?

In den Aufzeichnungen des öffentlichen Anklägers Anton Keil aus Köln heißt es: "Mathias Weber genannt der Fetzer Anführer einer Räuberbande, welcher 25 Jahre alt, und 181 gewaltsame gelungene, 121 mißlungene Diebstähle begangen hat. Gebürtig aus Grefrath, ohne steten Wohnsitz und seinem eigenen Geständnis nach vom Raube lebend."

"Fetzer" hatte mehr Straftaten auf dem Kerbholz als der bekanntere "Schinderhannes". – Nicht lange nach dem Überfall auf Halstenberg wurde Mathias Weber verhaftet und in Köln eingekerkert. Als im klar war, dass der das Gefängnis nur noch zum Gang auf die Guillotine verlassen würde, und man ihm erzählt hatte, man würde über ihn und seine Taten ein Buch schreiben, gestand er alle Überfälle und lieferte auch seine Kumpanen aus.

Mathias Weber wurde am 19. Februar 1803 in Köln auf dem "Altermarkt" durch die Guillotine hingerichtet. Es war gleichzeitig die letzte öffentliche Hinrichtung in Köln.

Schwerte-Ergste, Juli 2007

Roswitha Bliese