Seit der Mensch das Feuer nutzt, ist er auch der Gefahr des Feuers ausgesetzt.

Als die Menschen noch nicht in Städten wohnten, standen die Häuser relativ isoliert, kam es zu einem Brand, brannte nur ein Hof oder auch nur ein Gebäude ab. Die Brände wurden dann von den Menschen, die gerade vor Ort waren bekämpft. Eine organisierte Feuerwehr gab es nicht.

In den Städten des alten Ägypten gab es die ersten organisierten Feuerlösch-einheiten. Die erste Feuerspritze (Kolbenpumpe) soll der Mechaniker Ktesibios von Alexandria um das Jahr 250 v. Chr. erfunden haben.

In der Römischen Republik gab es anfänglich keine Feuerwehr. Die immer größer werdende Metropole Rom wurde für verheerende Brände immer an-fälliger. Betroffen waren vor allen Dingen die vielen "insulae", die mehr-stöckinge Mietshäuser für die niederen Schichten, die meist eher schlecht als recht gebaut waren und zum Teil hölzerne Anbauten hatten.

Reiche Römer sahen eine Möglichkeit ihr Vermögen zu vergrößern und grün-deten private Feuerwehren. Brach ein Brand aus, erschien die Feuerwehr und forderte, das der Besitzer sein berennendes Haus für eine Spottpreis verkaufte. Weigerte er sich, zog die Feuerwehr wieder ab. Dazu kam noch das Problem, das Makler sich Grundstücke durch absichtlich gelegte Brände aneigneten. Das römische Volk forderte daraufhin lautstark eine Lösung.

Der Ädil Marcus Egnatius Rufus erkannte um 20 v. Chr. die politische Brisanz. Er bildete aus eigenen Sklaven eine Feuerwehr und setzte sie bei Bränden kostenlos ein. Sein politischer Aufstieg war daraufhin nicht mehr aufzuhalten.

Dies gefiel dem regierenden princeps Augustus nicht. Er wollte nicht, das je-mand aus der Stadtsicherheit politisches Kapital schlagen konnte. Nach dem Großbrand im Jahre 23 v. Chr. bildete Augustus eine Feuerwehr aus 600 Sklaven. Mehr geschah nicht. Erst der Großbrand im Jahr 6 v.Chr. machte ihm die Problematik wirklich klar. Augustus gründete die Organisation der vigiles ("Wächter") aus 3.500 freigelassenen Sklaven. Die Truppe wurde militärisch organisiert. Die Einheit bestand aus 7 Kohorten geführt von je einem Tribun. Jede der Kohorten war für 2 Stadtbezirke zuständig. Das Oberkommande wurde einem aus dem Ritterstand stammenden praefectus vigilum übertragen. Die Feuerwachen erhielten später eigene Kasernen. Die römische Feuerwehr war geboren. Sie bestand in dieser Form jahrhunderte lang.

Die Ausrüstung für die Brandbekämpfung bestand aus Spritzen, Eimern, Leitern, Stangen, Decken, Körben, Schwämmen, Besen, Lappendecken (mit Wasser getränkt zum Schutz der Nachbarhäuser), Einreißhaken, Sägen und Hämmern. Es gab Wasserträger, Spritzenleute, andere kümmerten sich um den Einsatz der Löschdecken oder um die Beleuchtung des Einsatzortes.

Eine vom Staat aufgestellte Feuerwehr gab es ausser in Rom noch in Kon-stantinopel. Alle anderen Städte mußten eigene Feuerwehren aufstellen. Oft übernahmen die Handwerkerzünfte die Brandbekämpfung. Es gab teilweise auch Zeitfeuerwehren, meistens aber mußten die Hausbewohner zusammen mit ihren Nachbarn versuch zu retten, was noch zu retten war.

Im Mittelalter waren die Gemeinden verpflichtet, den Brandschutz aufzubauen. Eine der ältesten bekannten Feuerordnungen war die 1086 in Meran aufgestellte.

Trotz allem kam es zu verheerenden Großbränden, im 12. Jh. brannte z.B. Lübeck mehrmals ab, Straßburg brannte im 14. Jh. 8 mal nieder. Grund waren Unachtsamkeit, Brandschatzung in Kriegen und Brandstiftung durch Banden von Mordbrennern. Als ab dem Ende des 14. Jh. solider und vermehrt mit Stein gebaut wurde, brannte es weniger.

In den Feuerlöschverordnungen des 13. und 14. Jh. wurde z.B. festgelegt, das ab einer bestimmten Zeit am Abend die Feuer ausgemacht werden mussten. Die Nachwächter hatten das zu kontrolieren. Wein- und Wasserträger mussten bei Feuer sofort mit ihren Eimern Wasser zur Brandstelle tragen. In den Kirch-türmen wurden Türmerstuben eingerichtet. Seit 1444 gab es im Wiener Ste-phansdom einen von der Stadt bezahlten Türmer, der mit der Glocke Feueralarm geben konnte. Tagesüber schwenkte er eine rote Fahne, nachts Laternen in der Richtung des Brandes. Diese Wache bestand im Stephansdom bis 1955.

Als Ausrüstung gab es nur Ledereimer, Wasserfässer, Feuerhaken und Dach-krücken. Ab dem 14. Jh. gab es eine Spritzen, die mit Eimern gespeist wurden. Das wissen um die Kolbenpumpe aus dem alten Ägypten war verloren gegan-gen.

Im 17. Jh. wurde der Schlauch erfunden, er wurde aus Leder genäht. Später wurde das Leder vernietet. Im späten 17. Jh. rüstete man die Feuerwehrmänner teilweise mit alten Militärhelmen aus. Hanfschläuche wurden erstmals um die Mitte des 18. Jh. eingesetzt, aber erst 100 Jahre später konnten sie, nachdem sie mit einer Gummi-Einlage versehen waren, zuverlässig im Feuerwehrdienst ge-nutzt werden. Zur gleichen Zeit wurden erstmals "Feuerknechte" in den Ver-ordnungen verankert, so kann man hier von den ersten Berufsfeuerwehren sprechen, wie z.B. in Wien 1685.

Das erste Feuerwehrwesen der gesamten Habsburger Monarchie gab es 1863 in Klagenfurt, gegründet von Ferdinand Jergitsch. In Deutschland gibt es mehrere Feuerwehren, die sich als die "älteste freiwillige Feuerwehr" bezeichnen, eine davon ist die 1811 in Saarlouis von den Franzosen gegründete. Diese Neubil-dung geschah zu einer Zeit, als Napoleon ein Dekret für die Pariser Feuerwehr erlassen hatte, dessen Kerngedanken Freiwilligkeit der Rekrutierung der Mann-schaft, militärisch straffe Organisation und unbezahlter Dienst, also Ehrenamt-lichkeit, waren. Dies Dekret galt zwar ausdrücklich nur für Paris, da die Proble-matik überall die gleiche war, gab es bald in Frankreich überalle vergleichbare Dekrete.

Erst in der Mitte des 19. Jh. entstanden Feuerwehren im heutigen Sinne. Da vor diesen Feuerwehren "neuen Typs" komunale Löschwesen existierten, sollte man hier unterscheiden zwischen Brandschutzgeschichte und Feuerwehrgeschichte.

Am 19. 11. 1847 wurde in der Karlsruher Zeitung erstmals der Begriff "Feuerwehr" in Deutschland verwendet. In diesem Bericht wird das Besondere der neuen Feuerwehren beschrieben. Beim Theaterbrand in Karlsruhe am 28. 2. 1847 benutzte man eine moderne bewegliche Handdruckspritze der jungen Firma Metz. Außerdem wurden sogenannte Steiger – alles Turner – mit neu-artigen Hakenleitern eingesetzt, die die Dächer der umliegenden Gebäude erstie-gen um den Brand abzuriegeln und von den Dächern aus zu bekämpfen. Durch den Einsatz der Steiger war die Brandbekämpfung aus ihrer Verteidigung heraus getreten und hatte die Angriffsfähigkeit gewonnen.

Ab etwa 1848 beschäftigten die Berufsfeuerwehren Turnlehrer für die Ausbil-dung der Feuerwehrmänner. Alle Feuerwehrmänner wurden nun nach dem mili-tärischen "Nummernsystem" gedrillt.

Am 16. 01. 1851 wurde in Berlin die erste deutsche Berufsfeuerwehr gegründet, ihr Leiter war Scabell.

In ländlichen Gebieten wurden teilweise bis ins 20. Jh. handbetriebenen Feuer-spritzen verwendet, die von den Feuerwehrmänner oder von Pferden an den Ein-satzort gezogen wurden. Mitte des 19. Jh. gab es in den großen Städten die ersten sogenannten Dampfspritzen (eine Dampfmaschine war der Antrieb für die Kolbenpumpe). Auch diese Pumpen wurden von Pferden gezogen. Die Weiter-entwicklung führte parallel zur Motorisierung mit Verbrennungsmotoren und zu selbstfahrenden Dampfspritzen. Diese Entwicklung führte zu den modernen Feuerwehrautos.

Wie sah es nun hier bei uns mit dem Brandschutz aus?

In Schwerte war es üblich, beim Ablegen des Bürgereides zum Brandschutz einen Feuereimer beim Stadtrat abzugeben. Im Falle eines Brandes waren die Bürger verpflichtet, das Löschen mittels Eimerkette zu unterstützen.

Für Ergste sind im 18. Jh. einige Brände überliefert:

Am 29.10.1716 brannte in den frühen Morgenstunden der Hof Grünewald im Reingsen ab. Der 59-jährige Friedrich Hengstenberg gt. Grünewald und sein 10-jähriger Sohn Caspar fielen diesem Feuer zum Opfer.

1748 brannte im Reingsen der Hof Risse – Goeken, 1751 Halstenberg, 1788 brannte es bei Schöttler im Reingsen. Bei diesem Brand kam der 9 Jahre alte Hütejunge Moritz Eichelberg ums Leben.

Gegen Ende des 18. Jh. war ein Streit entstanden, dem wir eine Kartenskizze von Ergste verdanken.

Die Dorfeingesessenen, der Pastor, und der Secretarius Landmann konnten sich nicht darüber einig werden, wo das "Sprützenhäuschen" gebaut werden sollte. Wo es gebaut wurde läßt sich nicht mehr feststellen, wir wissen auch nicht, was für eine "Sprütze" in diesem Häuschen aufbewahrt wurde. Auch ist nicht bekannt, ob diese Spritze beim großen Brand von Ergste eingesetzt wurde und ob das "Sprützenhäuchen" auch ein Opfer der Flammen wurde.

Am 22. November 1821 kam es in Ergste zu einem Großbrand, der im Schulten Hof seine Anfang nahm und dessen Wohnhaus und Scheune in Schutt und Asche legte. Vernichtet wurden die Häuser von Silbersiepe, Thomas, Krämer, Humme und Schullehrer Uenking auch die Kirche wurde ein Raub der Flammen. Über die Ursache des Brandes machte man sich keine großen Gedanken, das passierte halt öfters. Einige Tage später brannte in Opherdicke ein Hof ab und am 03. Dezember brach ein riesiger Brand im heutigen Dortmund-Dorstfeld aus. Lehrer Ötting schreibt darüber: "Drei Bettelknaben von 8 – 12 Jahren aus der Gegend von Plettenberg hatten das Feuer mittels einer Lunte beim dem gemeldeten Landwirte Thiemann aus den nachher von ihnen angegebenen Gründen angelegt, weil derselbe nämlich eine an dem selben Tage zum zweiten Male geforderte Gabe verweigert haben soll. Diese Brandstifter, welche schon mehreres derartiges Unglück, namentlich zu Ergste und bei dem Herrn von Reck zu Opherdeke gestiftet hatten, und auch jetzt noch nicht aufhörten, ihr böses Spiel zu treiben, wodurch sie die ganze Gegend in Furcht und Schrecken setzten, wurden nach vielen Bemühungen erwischt und befinden sich gegenwärtig in irgendeiner Besserungsanstalt." – bei allen drei Bränden waren keine Menschenleben zu beklagen.

1863 brannte der Hof Hache, ebenso der Heethof. 1864 war es Halstenberg. 1892 und 1898 brannte Papenberg, 1899 Beckhaus und Lieselühr. Ende des 19. Jh. brannte Trappmann im Deitert und 1902 Thüner am Strassborn.

Am 20.01.1909 brannte das Haus der Witwe Maier am Ackelborn (heute Autobahn A 45) ab. Über diesen Brand machte ein Artikel die Runde in den Zeitungen, auf den der Gemeindevorsteher Silbersiepe wie folgt antwortete:

Dieser Brand führte zur Gründung der "Freiwilligen Bürgerfeuerwehr Ergste" im Mai 1909.

Roswitha Bliese

Quellen:

Ev. Kirchenbücher Ergste
Hohenlimburger Heimatblätter Heft 6/1934
Bürgerbuch Schwerte, Hildehard Söffge, Christian Loefke, 2006
Ergste ein Dorf am Rande des Lürwaldes, Friedhelm Mann, 1996
Die Geschichte eines Dorfes Dorstfeld bei Dortmund, 1934
Wikipedia: Brand
Feuerspritze
Geschichte der Feuerwehr
Ktesibios